Fortbildung für Feuerwehr-Führungskräfte 91 Teilnehmer aus dem Heidekreis in Lingen

(stm). 91 Orts-, Stadt- und Gemeindebrandmeister aus dem Heidekreis machten sich am vergangenen Freitag auf den Weg ins Emsland. Sie trafen sich zu einer 2-tägigen Fortbildung im Ludwig-Windthorst-Haus, eine „Katholisch-Soziale Akademie“, die pro Jahr über 22.000 Gäste nutzen. Neben den Führungskräften der Feuerwehr waren auch Landrat Manfred Ostermann und Fachbereichsleiter Karsten Mahler mit nach Lingen gekommen.
Das Fortbildungs-Programm war prall gefüllt: Digitale Alarmierung, Waldbrandfrüherkennung, Feuerwehr-Flugdienst, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Schaummittel-Einsatz, Feuerwehr-Verordnung und Brandschutzbedarfsplan standen unter anderem auf dem Programm. Zu den Referenten zählten auch der Leiter der Werksfeuerwehr einer Erdöl-Raffinerie in Lingen und der Vizepräsident des Niedersächsischen Landesfeuerwehr-Verbandes.
Über das Thema „Rechts erkennen“ informierte Dipl.-Sozialarbeiter Andrea Müller aus Bremen. Er ging auf die „Dresscodes“, Kleidermarken und weitere Erkennungszeichen der Rechten Szene ein. Diese versucht, auch bei den Feuerwehren als „die netten Kümmerer von Nebenan“ Fuß zu fassen. „Dies gilt es zu verhindern. Die Feuerwehren werden sich weder politisch engagieren noch sich von diesen Leuten beeinflussen lassen“ waren sich die Führungskräfte einig.
Eine Überraschung hatte Kreisbrandmeister Uwe Quante noch für den Führer der Umwelt-Bereitschaft im Gepäck: er beförderte Rainer Seebeck zum Oberbrandmeister.

Die Digitale Alarmierung (nicht zu verwechseln mit der Einführung des Digital-Funk) soll im 3. Quartal 2011 technisch möglich sein. „Digitale Alarmierung ist ein Gemeinschafts-Projekt im Leitstellen-Verbund der Kreise Harburg, ROW und SFA. Für die Infrastruktur (Masten, Sender) zahlt der Heidekreis etwa 410.000,- €“ so Fachbereichsleiter Karsten Mahler. Mit dem absehbaren Wegfall des Analogfunk besteht demnächst keine Alarmierungsmöglichkeit mehr auf diesem Weg. Der digitale Sprechfunk bietet diese Option nicht flächendeckend und voraussichtlich überhaupt nicht. „Es ist daher nötig, ein separates Alarmierungsfunknetz zu errichten“ erläutert Mahler.

Forstoberrat Helmut Beuke berichtet von der Funktionsweise und technischen Umsetzung der kameragestützten Waldbrandfrüherkennung. Dazu werden 17 hochauflösende Kameras und eine komplexe Technik zur Übermittlung und Auswertung eingesetzt. Die Kameras überwachen große Bereiche im Ost-Niedersächsischen Tiefland (Landkreise Lüchow-Dannenberg, Lüneburg, Uelzen, Soltau-Fallingbostel, Celle, Gifhorn). Jede Kamera meldet etwa 100 bis 150 Auffälligkeiten pro Tag. Diese müssen von Auswertern in Lüneburg einzeln beurteilt werden. Jeder „Operator“ überwacht vier Kameras. Jeder Mitarbeiter kommt so auf bis zu 600 Meldungen „seiner“ Kameras pro Tag. Natürlich sind dies nicht alles Waldbrände, sondern auch Staubaufwirbelungen, Beregnungsanlagen oder auch Luftwirbel von Windkraftanlagen.
Ein Teil der Kameras ist auf Mobilfunkmasten montiert. Die Kosten dafür belaufen sich pro Kamerastandort und je nach Anbieter auf 1500,- € bis über 6000,- € pro Jahr.

Kreisbrandmeister und Leiter Luftstützpunkt Lüneburg, Torsten Hensel, berichtete über die Einsatzmöglichkeiten des Feuerwehr-Flugdienstes des Landes-Feuerwehrverbandes.
Aufgabenschwerpunkt ist die Einsatzunterstützung. Einweisung der alarmierten Löschfahrzeuge bis zum Brandherd, Unterstützung des Einsatzleiters aus der Luft, Erkundung der Lage, Brandentwicklung, Überwachung der Zu- und Abfahrtswege und Einweisung nachrückender Kräfte gehören ebenso dazu. Pilot und Flugbeobachter sind ehrenamtlich tätige Feuerwehr-Mitglieder. Dazu kommt noch ein Forstbeamter, der mit seinem Fachwissen eine wertvolle Unterstützung ist.

Der Leiter der Werkfeuerwehr der Erdöl-Raffinerie in Lingen, Helmut Wekenborg, berichtete über die Tankbrandbekämpfung und gegenseitige Unterstützung der Werkfeuerwehren innerhalb der Mineralöl-Industrie bei Großbränden.
So standen schon am Tag vor dem Seminar Mannschaft und Gerät zum Abmarsch nach Rotterdam zu einem Großbrand bereit. Sie mußten dann aber nicht mehr abrücken.
Besonders ging er dabei auf die Problematik von Perfluortensiden („PFT“) im Löschmittel Schaum ein. Diese PFT werden seit über 50 Jahren in unterschiedlichsten Bereichen der Industrie eingesetzt. Ein kleiner Teil davon findet auch in einzelnen Feuerlösch-Schäumen Verwendung.

„Auch die Feuerwehr ist ein Ziel der Rechten Szene, die seit einigen Jahren mit der „Strategie der Wortergreifung“ versucht, Fuß zu fassen und sich als die „netten Kümmerer von Nebenan“ anzubieten“ berichtet Andrea Müller. Er ist Fachmann für die Aktivitäten und Methoden der Rechten Szene.
„Die stehen nicht mehr kurzgeschoren in Bomberjacke und Springerstiefeln vor der Tür“ so Müller. Die Internet-Adresse „www.dasversteckspiel.de“ bietet hier Hilfen, Symbole, Codes und andere Erkennungszeichen der Szene zu erkennen. Ebenso der Landespräventionsrat.
Zum Beispiel verwenden rechtsradikale Parteien ausgediente Feuerwehr-Fahrzeuge als Lautsprecher-Wagen bei Demonstrationen. Natürlich sind dies keine Einsatzfahrzeuge mehr, die dafür zur Verfügung gestellt werden. Aber diese Fahrzeuge sind (wie ausgediente Polizei- oder Postfahrzeuge) im Handel erhältlich und der Schriftzug „Feuerwehr“ muß nicht entfernt werden.

Hartmut Staschinski warb für die Stellung von qualifiziertem Personal aus den Feuerwehren zum Betrieb der neuen Brand Simulations Anlage (BSA) in Schneeheide. Gemeinsam mit dem Nachbarkreis Harburg ist dort eine Ausbildungsanlage aufgestellt worden, die derzeit einzigartig in Niedersachsen ist.
Gesucht werden 13 Ausbildungsleiter und 13 Trainer für den Betrieb. Sie sollen körperlich fit sein und Einsatzerfahrung mitbringen. Damit sind alle Stadt- und Gemeindefeuerwehren gefordert, je einen Ausbildungsleiter und Trainer zu stellen.
„Damit haben wir ein hervorragendes Ausbildungsmittel für die Zukunft erhalten“ so Staschinski. In der Anlage können das Vorgehen im Innenangriff, die Wirkung bestimmter Lösch- und Strahlrohrtaktiken, die Grenzen der Einsatzbekleidung sowie das Suchen und Retten und vieles mehr unter Einsatzbedingungen geübt werden.

Ein ähnliches „Stellenangebot“ konnte der Leiter der Technischen Einsatzleitung Böhme, Volker von Alm aufgeben: die TEL suchen weiterhin qualifizierte Feuerwehrmitglieder ab Gruppenführer-Ausbildung aufwärts.
Er machte deutlich, dass die beiden TEL eine qualifizierte, mobile Unterstützung der jeweiligen Einsatzleiter bei größeren Einsätzen sind. Bestimmte Komponenten sind auch einzeln verfügbar. Er warb nachdrücklich für eine Anforderung bei Übungen und Einsätzen. „Die Einsatzleiter vor Ort müssen keine Angst haben, von 20 Mann und Hightech überrannt zu werden, die dann die Einsatzleitung übernehmen“ macht von Alm deutlich.

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