Flash Over in Schneeheide Feuerwehr-Einsatztraining unter realistischen Bedingungen bald möglich
(hf). Die Atemschutz-Geräteträger, die Feuerwehrleute die nur unter Atemschutz ihren Einsatzauftrag durchführen können, sind immer diejenigen, die als erste in eine Flammenhölle vordringen müssen, um Menschenleben zu retten, um einen sich ausbreitenden Brandherd in einem Gebäude in seinem Kern zu Bekämpfen. Dabei stehen heutzutage die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehren hier im Heidekreis den Kollegen der Berufsfeuerwehren in den Großstädten in nichts nach. Und, ab sofort können sie im Heidekreis noch professioneller ihre gefährlichen Einsätze unter realistischen Bedingungen trainieren. In der neu vom Landkreis geschaffenen Brandsimulationsanlage im Katastrophenschutzzentrum Schneeheide werden von Übungsleiter Carsten Küddelsmann, Mitglied der Düshorner Wehr, die ersten Trainer für die Simulationsanlage ausgebildet.
Am vergangenen Sonnabend hieß es für Björn Fabisch (FW Westenholz) und Thomas Seite (FW Hodenhagen) unter der Anleitung von Trainer Torsten Rieckers (Kreisschirrmeister) "Ab in die Flammenhölle" und der WALSRODER MARKT war hautnah mit dabei. Die Schneeheider Brandsimulationsanlage besteht aus mehren nebeneinander und aufeinander miteinander verbundenen Containern, in denen im wahrsten Sinne des Wortes mit dem feuergespielt werden kann. Computergesteuert, aber immer noch menschlich durch den Trainer und/oder den Übungsleiter überwacht, können dort realistische Einsatzbedingungen mit "echtem" Feuer inszeniert werden. Das sei schon etwas anderes, so Trainer Rieckers, als wie früher in einem künstlichen Nebel herumzustochern. Hier wird es richtig heiß!
Aber vor dem Übungsdurchgang müssen die zukünftigen Trainer Björn Fabisch und Thomas Seite erst einmal in ihre gut 20 kg schwere Einsatzkluft samt Pressluftatmer schlüpfen. Beide helfen sich gegenseitig beim Ankleiden und kommen so schon mal leicht ins Schwitzen. Simuliert wird bei diesem Übungseinsatz ein Zimmerbrand ( es brennt ein Sofa). Das ganze "Haus" ist innen verqualmt und es ist dunkel. Ein erstes Abfühlen und Ansprühen der Eingangstür sagt den beiden Atemschutzgeräteträgern (So heißen die beiden Ersteinsatzkräfte) im Amtsjargon.), dass der Brand sich noch nicht im ganzen Gebäude ausgebreitet hat. Sie tasten sich vor bis in das Wohnzimmer, wo ein Sitzmöbel bereits kräftig in Flammen steht. Der Raum ist stark verqualmt, und die beiden Blauröcke müssen damit rechnen, dass es zu einem gefährlichen "Flash over" kommt, erklärt der Trainer. Während des Löschvorganges kann es unter der Decke zu einem gefährlichen Gasgemisch kommen. Erreicht dies Zündfähigkeit kommt es zu den gefährlichen Durchzünden, dem Flash over mit sehr hohen Temperaturen. Und überraschend spielt Trainer Rieckers einen "Flash over" ein und die beiden mutigen Männer mit dem Hohlstrahlrohr erschrecken sich und ducken sich für einen Moment ab, ehe sie ihren Löschvorgang an dem brennenden Sitzmöbel fortsetzen können.
Das ist es genau, was Übungsleiter Carsten Küddelsmann und der erste Trainer Torsten Rieckers den Kollegen vermitteln wollen, auf alle Situationen vorbereitet zu sein. Sowas kann man nur unter solch realistischen Bedingungen optimal trainieren, ist auch der kommissarische Brandabschnittsleiter Süd, Hartmut Staschinski; überzeugt. Er hat für die Kreisfeuerwehr zusammen mit dem Landkreis diese neue Brandsimulationsanlage entscheidend mit geplant. Zuvor habe man sich mehrere unterschiedliche Anlagen in Deutschland und auch in den Niederlanden angesehen, ehe man die eigene Anlage konzipiert habe. Besonderes Vorbild, so Staschinski, sei dabei die Anlage im Kreis Lemgo gewesen. "In unserer Anlage in Schneeheide", so der Brandabschnittsleiter, " da können wir viele unterschiedliche und besonders gefährliche Situationen durchspielen und vor allen Dingen unter immer wieder den selben Bedingungen erneut ablaufen lassen."
Zunächst sollen erst einmal für jede Ortswehr ein Trainer und später ein zweiter in Schneeheide ausgebildet werden. danach kann das regelmäßige Training der Atemschutzgeräteträger durchgeführt werden. "So kommen die Kameraden zu einer besseren Einsatzroutine und Fehler, die unter Umständen für die Einsatzkräfte lebensbedrohlich sein können", so sind sich Staschinski und Küddelsmann ziemlich sicher, während die beiden zukünftigen Trainer Fabisch und Seite verschwitzt aus ihrer Einsatzkluft steigen und die Anspannung allmählich weicht. Eines ist klar nach den ersten Besuch der Anlage: Neben guter Einsatzkleidung gehört ein gehörige Portion Mut dazu, in solch einen "Einsatz" zu gehen, und dies alles freiwillig in der Freizeit. Seit Wochen sind die zukünftigen Trainer, der Übungsleiter als Gesamtleiter der speziellen Trainingsanlage, bis hin zum derzeitigen Brandabschnittsleiter (kommissarisch) an jeden Wochenende und zusätzlich unter der Woche in jeder freien Minute in Schneeheide, um die Anlage ins Laufen zu bringen. Solch einem freiwilligen Engagement gebürgt Dank und Anerkennung!
Text und Bilder: Hartmut Wehler (Walsroder Markt)