„Ein gutes Gefühl, den Menschen zu helfen“ Freiwillige Feuerwehr Soltau hatte im vergangenen Jahr 182 Einsätze

SOLTAU (mk). „Unsere Freizeit für Ihre Sicherheit“ - das steht auf einem Schild am Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Soltau in der Scheibenstraße. Und dieser Slogan trifft den Nagel auf den Kopf. Für so manchen Bürger aus dem Heidekreis scheint es längst eine Selbstverständlichkeit zu sein, daß im Falle eines Falles qualifizierte Retter ausrücken, um Brände zu löschen oder eingeklemmte Unfallopfer aus Fahrzeugwracks herauszuschneiden. Dabei wird oft vergessen, daß die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehren dieses außergewöhnliche Engagement in ihrer Freizeit leisten. Ein Beispiel dafür ist die Freiwillige Feuerwehr Soltau, die im vergangenen Jahr 182 Einsätze hatte - und damit 45 mehr als im Jahr 2013. Im Gespräch mit dem Heide-Kurier zogen Ortsbrandmeister Wilfried Schleifenbaum und Pressesprecher Daniel Dwenger jüngst Bilanz, sprachen über ihre Motivation und erklärten, warum „ihre“ Wehr für sie so etwas wie eine zweite Familie ist.

Schleifenbaum ist bereits seit 1971 in der Feuwehr und Gründungsmitglied der Soltauer Jugendwehr. Bei ihm war es nicht etwa Familientradition, die ihn zu den Brandbekämpfern führte, sondern, wie er erklärt, „vor allem technisches Interesse, die Suche nach einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung und das Wissen, den Menschen helfen zu können.“

Dwenger ist im Alter von zwölf Jahren in die Jugendfeuerwehr eingetreten. „Mein bester Kumpel hat mich damals mitgenommen. Ich habe dann schnell Interesse und Spaß daran gefunden“, so der Pressesprecher. „Es ist einfach ein gutes Gefühl, mit der Ausbildung, die ich hier bekommen habe, Menschen in Notlagen unterstützen zu können. Hinzu kommt die tolle Kameradschaft“, so Dwenger. Und weiter: „Man kann sich hier persönlich sehr gut weiterentwickeln. So lernt man, teamfähig zu sein und auch Führungsaufgaben zu übernehmen. Als Feuwehrmann weiß man, daß man sich stets auf die Kameraden verlassen kann, nicht zuletzt, weil alle eine sehr gute Ausbildung haben.“ Das zeige sich bei Einsätzen immer wieder aufs neue. „Jeder hält sich an die Befehlsstrukturen. Der Gruppenführer sagt, wo es langgeht - und das machen dann alle. Da hören auch Ältere auf die Jüngeren. Und das finde ich beeindruckend“, unterstreicht Dwenger: „Wir sind auf einem sehr guten Stand, was Ausbildung und Qualifikation angeht - und das geht nur, weil alle bereit sind, ihre Freizeit dafür zu opfern.“ Mindestens zehn bis 15 Stunden im Monat kämen durch regulären Dienst und Einsätze zusammen. „Das geht naturlich nur mit Unterstützung durch Ehefrauen und Familien“, betont Schleifenbaum. „Je mehr Aufgaben man in der Wehr übernimmt, desto mehr Zeit muß man investieren“, weiß der Ortsbrandmeister, der, wie er sagt, „sehr an diesem Laden hängt, denn es macht großen Spaß mit den Kameraden zusammenzuarbeiten.“ Die Soltauer Feuerwehrleute und auch die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren im gesamten Heidekreis hatten beim Weihnachtsfest 2014 relativ viel Zeit für ihre Familie und Freunde. „Auffällig ruhig“ sei es über die Feiertage gewesen, meint ein Mitarbeiter der Leitstelle in Soltau. An Heiligabend habe es keinen einzigen Feuerwehreinsatz gegeben, und auch am ersten Weihnachtstag sei es bis auf eine durch Kochdünste ausgelöste Brandmeldeanlage eines Gastronomiebetriebes in Hünzingen sowie umgestürzte Bäume in Kirchboitzen und Neuenkirchen ruhig gewesen. Zum Jahreswechsel habe es glücklicherweise ebenfalls keine spektakulären Einsätze gegeben. Im Nordkreis habe am vergangenen Mittwochabend gegen 18.30 Uhr in Hützel lediglich eine defekte Steckdose gebrannt, in Schneverdingen in der Nacht zwei Altkleidercontainer sowie eine Großraummülltonne. „Auch hier konnten die Flammen schnell gelöscht werden“, so Jens Führer, Pressesprecher der Kreisfeuerwehr Heidekreis.

Die Soltauer Wehr hatte indes etwas mehr zu tun. Sie rückte am vergangenen Dienstag zu einem brennenden Holzhaus in Wolterdingen aus, anschließend ging es weiter zu einem Pkw-Brand auf der Autobahn 7. Leib und Leben waren dabei nicht in Gefahr. Das war bei einigen spektakulären
Einsätzen im vergangenen Jahr anders. Einige sind den Soltauer Feuwehrleuten besonders im Gedächtnis geblieben, unter anderem die Rettung mehrerer Menschen über die Drehleiter aus einem brennenden Haus.

In der Nacht des 19. September stand eine Wohnung in der Neuen Straße in Soltau in Flammen. „Als wir bei dem Mehrfamilienhaus ankamen, sahen wir aus dem Fenster im ersten Obergeschoß drei- bis vier Meter hohe Flammen aus dem zerstörten Fenster schlagen“, erinnert sich Schleifenbaum, der in dieser Nacht Einsatzleiter war. „Im zweiten Obergeschoß waren Menschen, die wegen der Rauchentwicklung nicht mehr durch das Treppenhaus fliehen konnten. Wir haben sie schreien gehört“, so der Ortsbrandmeister. Mehrere Trupps gingen in dieser dramatischen Situation unter Atemschutz in das Gebäude, um die Bewohner zu suchen. Drei Bewohner und einen Hund, die sich über der brennenden Wohnung in ihrer Küche befanden, rettete die Feuerwehr über die Drehleiter. Drei weitere Bewohner, die sich ebenfalls im zweiten Obergeschoß in ihrer Wohnung aufhielten, schützten die Retter mit Brandschutzhauben vor dem dichten Rauch, bevor sie auch diese über die Drehleiter aus dem Haus holten. Anschließend fingen die Feuerwehrleute eine Katze ein und brachten den Vierbeiner in einem behelfsmäßigen Korb in Sicherheit.

„Nach 15 bis 20 Minuten hatten wir die Situation unter Kontrolle und alle gerettet“, so Schleifenbaum. Parallel dazu löschten die insgesamt rund 60 Einsatzkräfte, die mit 13 Fahrzeugen vor Ort waren, das Feuer. Schleifenbaum hatte angesichts der Lage vor Ort eine zusätzliche Drehleiter aus Munster angefordert, die dann allerdings nicht benötigt wurde. „Das war unser spektakulärster Einsatz im Jahr 2014“, erläutert der Ortsbrandmeister und lobt in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit mit den anderen Wehren aus der Region, insbesondere mit denen der Soltauer Ortschaften. „Seine“ Kräfte rückten im vergangenen Jahr auch mehrfach zu Fahrzeugbränden auf der Autobahn 7 aus. Zu schweren Verkehrsunfällen wurden sie ebenfalls gerufen, mußten dabei unter anderem eingeklemmte Personen mit der Rettungsschere aus den Fahrzeugwracks befreien. „Insgesamt haben wir in diesem Jahr 15 Personen lebend gerettet und es gab diesmal glücklicherweise keine Toten. Das ist eher selten“, betont der Ortsbrandmeister: „Ich kenne noch Jahresberichte mit bis zu 22 Toten im Jahr.“ Bei Verkehrsunfällen zeige sich, so Dwenger, „daß die Autos heute deutlich mehr Sicherheit bieten. Das ist eine gute Entwicklung.“ Auf der anderen Seite erschwerten die verstärkten Fahrgastzellen aber auch die Bergungsarbeiten. „Da kommen wir mit der Rettungsschere so langsam an unsere Grenzen“, meint Dwenger.

Was die Rettung Verletzter bei Verkehrsunfällen angeht, so sprechen sowohl Dwenger als auch Schleifenbaum von einer „hervorragenden Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst und den Notärzten.“ Die Wehr profitiere sehr davon, daß etliche ihrer Mitglieder, rund 15 Prozent, hauptberuflich im Rettungsdienst tätig seien. „Das sind Topleute, die sich alle persönlich kennen. Das ergänzt sich hervorragend. Der Rettungsdienst ist immer zuerst am Unfallort und kümmert sich um die Versorgung der Verletzten, wir sind für den technischen Teil zuständig“, erläutert der „Gutes Gefühl, zu helfen“ Freiwillige Feuerwehr Soltau hatte im vergangenen Jahr 182 Einsätze Ortsbrandmeister. „Daß der Notarzt direkt aus Soltau kommt, ist für die Bevölkerung ein Glücksfall“, betont Dwenger. Aber auch die Feuerwehr sei im Falle eines Falles schnell vor Ort. In der Regel dauere es nach der Alarmierung lediglich vier Minuten, bis das erste Löschgruppenfahrzeug mit neun Mann Besatzung ausrücke. In diesem Zusammenhang lobte Schleifenbaum das Entgegenkommen der hiesigen Arbeitgeber. „Sie sind sehr kooperativ und stellen die Leute sofort frei.“

Gut 80 Kräfte im Alter von 16 bis 57 Jahren zählen derzeit zur aktiven Wehr der Soltauer. Knapp 30 Jugendliche gehören der Jugendwehr an, 15 ältere Mitglieder ab 63 Jahren der Altersabteilung. „75 Prozent der heute aktiven Mitglieder stammen aus unserer Jugendwehr“, so Schleifenbaum. „Nachwuchssorgen haben wir derzeit nicht. Wir freuen uns aber immer über Interessierte und neue Kameraden.“ Nach der Winterpause beginnt bei den Brandbekämpfern der Böhmestadt Anfang März wieder der Ausbildungsdienst, der freitags um 19.30 Uhr auf dem Programm steht. Nähere Infos über die Soltauer Wehr gibt es im Internet unter der Adresse www.feuerwehr-soltau.de.

Quelle: heide kurier, 04.01.2015

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