So etwas klappt nur auf dem Dorf Dorfgemeinschaftshaus Nordkampen: Geht nicht, gab es nicht – und jetzt ist es fertig

Nordkampen. Da steht es nun, „ein Haus für alle“, wie der ursprüngliche Arbeitstitel einmal lautete: der multifunktionale Dorfmittelpunkt von Nordkampen – oder einfach nur das neue Dorfgemeinschaftshaus. Schon vor knapp 20 Jahren gab es erste Ideen, die räumlichen Bedürfnisse der ortsansässigen Vereine und der Feuerwehr zusammenzulegen. Doch es sollte bis zum vergangenen Freitag dauern, bis aus kühnen Wünschen, aus zerstörten Hoffnungen und aus einer beispielhaften Zusammenarbeit vieler Ebenen endlich Wirklichkeit wurde. Bei hochsommerlichen Temperaturen war das neue Dorfgemeinschaftshaus bis auf den letzten Platz gefüllt. Nicht nur durch eine beeindruckende Eigenleistung bewies das Dorf, dass es zusammenhält, sondern auch durch die große Teilnahme an der Einweihung.

Und so gab es folgerichtig am Freitag bei strahlendem Sonnenschein auch nur strahlende Gesichter. Nur kurz klangen noch einmal die weniger fröhlichen Momente aus der wechselvollen Entstehungsgeschichte dieses Neubaus an, die recht konkret wurde, als Nordkampen vor etwa acht Jahren ins Dorferneuerungsprogramm aufgenommen wurde. Es gab Enttäuschungen, wiederaufkeimende Hoffnung, Meinungsvers chiedenheiten und politische Debatten. Denn nicht jeder Ratspolitiker im Walsroder Rathaus war von vornherein für den finanziellen Anteil der Stadt in Höhe von 328.000 Euro – ganz im Gegenteil. Doch am Ende siegten Beharrlichkeit, Kompromissfähigkeit und vor allem die Kooperationsbereitschaft aller Beteiligten.

Der ursprünglich geplante Standort am Sportplatz musste verworfen werden, ebenso die ganz große Lösung mit Sportlerheim, Feuerwehrgerätehaus, Dorfgemeinschaftshaus und Schützenheim, die deutlich zu teuer geworden wäre. Mit Diplomatie und Professionalität wurde an dem Projekt festgehalten, das schließlich „an einem kniffligen Standort im Außenbereich“ entstand, so der Erste Stadtrat Andre Reutzel,der zusammen mit Siegfried Dierken vom Amt für Regionale Landesentwicklung in Verden, Ortsvorsteher Rolf Hestermann, dem Sprecher des Bauarbeiskreises Reinhard Störk und den beiden Architekten Heiko Jahn und Robert Szalay durchaus als Vater dieses Gebäudes bezeichnet werden kann.

Siegfried Dierken war es, der das Thema noch einmal auf die Tagesordnung setzte, als nämlich im Rahmen der Dorferneuerung europäische Fördermittel signalisiert wurden. Die Planungen wurden neu aufgenommen, der Standort an den Schießstand verlegt, Förderanträge gestellt, Kosten mit dem Rotstift noch mal berechnet – und siehe da: Ende 2012 gab es das positive Votum des Verwaltungsausschusses, später des Stadtrates und auch Finanzierungszustimmungen von der Lokalen Aktionsgruppe der Vogelpark-Region im Rahmen des Leaderprozesses . Die Kosten konnten auf (ganz knapp) unter eine Million Euro reduziert werden – die „abgespeckte, große Lösung“ stand vor der Realisierung.

Auch wenn von bestimmten Wünschen und Ausführungen Abstand genommen werden musste, „sieht man aus meiner Sicht dem Gebäude die Sparanstrengungen nicht an“, so Heiko Jahn (KMS Walsrode). Reinhard Störk vom Bauarbeitskreis konnte sich angesichts unvollendeter Großprojekte in Berlin (BER) und Hamburg (Elbphilharmonie) eine gewisse Ironie nicht verkneifen, als er stolz darauf hinwies, dass Nordkampens Großprojekt nach Baubeginn niemals gefährdet war. Jedes Wochenende arbeiteten zehn bis 15 Nordkämper auf dem Bau, unter der Woche bereiteten Rentner und Frührentner die Arbeiten für das Wochenende vor. Mit rund 250.000 Euro finanzieller und aktiver Eigenleistung lag dieser Anteil ungewöhnlich hoch und war mitentscheidend für die Realisierung.

Quelle: Walsroder Zeitung, 10.08.2015

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